Porträt

Tomas Lochman, Museumskurator

Tomas Lochman (*1959), Vater zweier Töchter, arbeitet seit 1986 beim Antikenmuseum Basel; zuerst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, ab 1993 als Leiter der angegliederten Skulpturhalle. Seit 2013 ist er als Kurator am Antikenmuseum tätig.

(Mai 2018)

 

Welche Fächer haben Sie an welcher Universität studiert?

Klassische Archäologie, Kunstgeschichte und Allgemeine Geschichte an der Basler Universität. Promotion in Klassischer Archäologie im Jahre 1993 über römische Kunst in Phrygien.

Wann haben Sie sich für Altertumswissenschaften zu interessieren begonnen?

Anfänglich studierte ich die Klassische Archäologie im 2. Nebenfach. Im Vordergrund meiner Interessen lag zunächst die Allgemeine Geschichte. Doch mit dem Fortgang des Studiums erkannte ich in der Klassischen Archäologie jene Fachdisziplin, die meinen Interessen und Veranlagungen am besten entsprach. In Fach der klassischen Archäologie ergänzen sich historische, hermeneutische und ikonographische Teildisziplinen. Insbesondere die Auswertung bildlicher Denkmäler setzt ein «kreatives» Interpretationsvermögen voraus, was ich persönlich als besonders fruchtbar und reizvoll erachte.

Hatten Sie vor dem Studium ein bestimmtes Berufsbild im Kopf, gab es für Sie Vorbilder?

Nein, ich hatte bis zum Beginn des Studiums keinen bestimmten Beruf im Kopf. Es war für mich nur klar, dass ich am liebsten in der Forschung tätig sein wollte. Erst dank mehreren Praktika in der Skulpturhalle und dem Antikenmuseum Basel, die ich bereits während des Studiums leisten durfte, tat sich mir als reale Perspektive der Wunschberuf ‚Museumsmitarbeiter’ auf.

Wie haben Sie das Studium erlebt, was hat Ihnen besonders Spass gemacht, was hat Ihnen eher Mühe bereitet?

Auf meine Studienjahre blicke ich dankbar zurück. Es waren eher sorgenfreie und schöne Jahre, in denen ich relativ viel Freiheit (in der Gestaltung meines Studienplanes und dem Verfassen von Arbeiten) geniessen durfte. Nachträglich hätte ich mir aber persönlich mehr Effizienz gewünscht; das Studium hätte ich ruhig ein Jahr früher abschliessen können …

Aus welchen Gründen würden Sie einer Maturandin, einem Maturanden raten, ein altertumswissenschaftliches Studienfach zu wählen?

Wenn ich die heutigen Berufschancen für Archäologiestudierende und die Entwicklung in den Museen und an den Universitäten betrachte, so würde ich wohl keinem Maturanden das Studium der Archäologie uneingeschränkt empfehlen. Den Entschluss, ein solches Studium zu beginnen, muss ein junger interessierter Mensch von sich aus fällen; echte persönliche Überzeugung und ehrliches Interesse für die antiken Kulturen und Kunst müssen dabei Voraussetzungen sein.

Beschreiben Sie uns bitte kurz Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit, welche Aspekte Sie besonders schätzen und welche weniger.

Als Kurator an einem Museum wirken zu können – und dies erst noch im angestammten Fachgebiet – erachte ich als ein besonderes Privileg. Die musealen Aufgabenbereiche sind spannend, fordernd und vielseitig. Die Betreuung der Sammlung, die Realisation von Ausstellungen sowie die Kommunikation mit Publikum und Fachkollegen bilden die wichtigsten Kernbereiche. Allerdings bekommen in den Museen administrative Pflichten immer grösseres Gewicht und es erfolgt eine zunehmende Verlagerung der Schwerpunkte von der Forschung zu zum Teil sachfremden, dafür populären «Events»; dies ist eine Entwicklung, die durchaus kritischer hinterfragt werden müsste.

Welchen Nutzen hat Ihnen das Studium für Ihre aktuelle Tätigkeit gebracht?

In fachlicher Hinsicht war mein Studium für meine spätere berufliche Tätigkeit wesentlich. Von konkreter, entscheidender Bedeutung waren allerdings meine praktischen, ausseruniversitären Erfahrungen.

Welche Kenntnisse und Fähigkeiten, die für Ihr aktuelles Berufsleben wesentlich sind, haben Sie ausserhalb des Studienkontextes erworben?

Selbstständiges und zielgerichtetes Arbeiten sowie die interne und externe Kommunikation (erstere innerhalb des Museumsbetriebes, letztere beim Kontakt mit Museumsbesuchern).

Im Rückblick, was erachten Sie als wichtige Voraussetzungen für ein Studium der Altertumswissenschaften?

Echtes Interesse an den antiken Kulturen und Selbstständigkeit bei Recherchen und wissenschaftlichem Denken.

War es nach dem Studium leicht, eine Stelle zu finden?

In meinem speziellen Fall war es ungewöhnlich leicht. Meine praktischen Museumserfahrungen waren, im Nachhinein betrachtet, ein grosser Glücksfall.

Tomas Lochman, Kurator der Dauersammlung, Fachbereich griechische und römische Skulpturen, am Antikenmuseum Basel