Porträt

Werner Rutishauser, Museumskurator

Werner Rutishauser (*1963) hat auf zahlreichen Ausgrabungen in der Schweiz, Italien, Ägypten, Türkei, Peru sowie Mexiko gearbeitet. Seit 2000 ist er im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen tätig, zunächst als Collection Manager, ab 2002 als Kurator der Sammlung Ebnöther.

(August 2019) 
 

Welche Fächer haben Sie an welcher Universität studiert?

Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Kirchengeschichte an der Universität Zürich.

Wann haben Sie sich für Altertumswissenschaften zu interessieren begonnen und gab es ein Schlüsselerlebnis, das Ihre Studienwahl massgeblich beeinflusst hat?

Mein Interesse geht zurück in die Kindheit, erweckt durch einen mit der Familie befreundeten Grabungstechniker. Dieser hat es mir sehr früh – ich war damals 13 Jahre alt – ermöglicht, auf einer römischen Ausgrabung mitzuhelfen.

Hatten Sie vor dem Studium ein bestimmtes Berufsbild im Kopf, gab es für Sie Vorbilder?

Aufgrund meiner relativ breiten Erfahrungen auf unterschiedlichsten Ausgrabungen in der gesamten Schweiz gab es bereits vor dem Studium Vorbilder: verschiedene Projektleitende, die mit Herzblut bei der Sache waren. Grabungsleiter wollte ich damals werden, vorzugsweise in einem südlichen Land.

Wie haben Sie das Studium erlebt, was hat Ihnen besonders Spass gemacht, was hat Ihnen eher Mühe bereitet?

Ganz ehrlich gesagt war mir das Studium zunächst zu kopflastig, liebte und kannte ich doch bereits die archäologische Praxis.

Aus welchen Gründen würden Sie einer Maturandin, einem Maturanden raten, ein altertumswissenschaftliches Studienfach zu wählen?

Dazu rate ich MaturandInnen nur, wenn sie eine echte Leidenschaft zu den Altertumswissenschaften verspüren. Die Berufsaussichten mögen nicht so rosig erscheinen, aber im Studium können sich ungeahnte und wunderbare Welten eröffnen und es bestehen Schnittstellen zu diversen anderen, ebenso spannenden Fachgebieten.

Erzählen Sie uns bitte kurz Ihren beruflichen Werdegang nach dem Studium.

Ich habe mir zunächst einen Traum erfüllt und saisonal auf Grabungen in der Türkei sowie in Ägypten mitgearbeitet. Daneben war ich weiterhin auf Schweizer Grabungen tätig, bin aber aufgrund meiner kunsthistorischen Lizentiatsarbeit bald im Museum zu Allerheiligen gelandet. Dort war ich zunächst Leiter eines IT-Projekts, bis mir die heutige Stelle angeboten wurde.

Beschreiben Sie uns bitte kurz Ihre aktuelle berufliche Tätigkeit, welche Aspekte Sie besonders schätzen und welche weniger.

Als Kurator einer gut 6000 Objekte umfassenden archäologischen Sammlung, die in sich abgeschlossen ist, bin ich vorwiegend mit den musealen Kernaufgaben Bewahren und Vermitteln beschäftigt; das Forschen kommt im Alltag leider zu kurz. Besondere Freude bereiten mir die Vermittlungstätigkeiten sowie der Austausch mit Forschenden aus aller Welt. Die zunehmenden administrativen Pflichten sind zwar notwendig, gehören aber definitiv nicht zu den von mir geschätzten Tätigkeiten.

Welchen Nutzen hat Ihnen das Studium für Ihre aktuelle Tätigkeit gebracht?

Im Verlauf des Studiums habe ich gelernt, dass jedes Thema spannend ist; je tiefer die Auseinandersetzung geht, umso fesselnder wird das Objekt der Forschung. Unvoreingenommenheit einem Themenbereich gegenüber ist somit die ideale Voraussetzung gerade für die Arbeit mit der Sammlung Ebnöther, die ein sehr breites Spektrum an Objekten aus präkolumbischen, mediterranen und altorientalischen Hochkulturen umfasst.

Welche Kenntnisse und Fähigkeiten, die für Ihr aktuelles Berufsleben wesentlich sind, haben Sie ausserhalb des Studienkontextes erworben?

Mein Wissen über die präkolumbischen Kulturen Altamerikas habe ich mir parallel zum Job, u.a. auf Ausgrabungen in Peru und Mexiko, angeeignet. Was ich an der Universität ebenfalls nicht gelernt habe, ist das Vermitteln von mehr oder weniger komplexen Sachverhalten an ein interessiertes, wissenschaftlich nicht geschultes Publikum.

Im Rückblick, was erachten Sie als wichtige Voraussetzungen für ein Studium der Altertumswissenschaften? Und welche Ergebnisse haben sich nach Abschluss des Studiums für Sie als relevant erwiesen?

Das sogenannte innere Feuer für das Fachgebiet erachte ich als zentral. Zudem ist das Sammeln von praktischen Erfahrungen vor dem Studium hilfreich. Weiter würde ich interessierten Jugendlichen raten, zumindest eine der alten Sprachen schon im Gymnasium zu erlernen; egal, ob Latein- und/oder Altgriechischkenntnisse für das betreffende Studium heute noch vorausgesetzt werden.

War es nach dem Studium leicht, eine Stelle zu finden?

Es war relativ leicht, doch gehörte auch etwas Glück dazu.

Werner Rutishauser, Kurator am Museum zu Allerheiligen Schaffhausen